Heizwerk Reit im Winkl – Funktion und Technik

Interessante Details zum Heizwerk.

 

Betriebsmanagement

Sämtliche Meß- und Steuerungsdaten laufen in der Schaltwarte zusammen und werden mittels modernster SPS-Regelung verarbeitet und archiviert. Die historische Datenbank bildet neben der Prozeßkontrolle auch die Basis für Auswertungen jeglicher Art. Störmeldungen werden zentral verwaltet und über eine Telenot-Anlage an das Betriebspersonal geleitet. Alle Anlagenteile können auch über die Handbedienebene betrieben werden.
Somit wird durch das Zusammenspiel modernster Anlagentechnik in Verbindung mit verantwortungsbewußtem Betriebspersonal die Wärmeversorgung jederzeit garantiert.

 

Der Biomasse-Kessel

Herzstück des Biomasseheizwerks ist die 4 Megawatt-Biomassekesselanlage, welche die Grund- und Mittellast des Wärmebedarfes abdeckt. Die nachgeschaltete Kondensationsanlage liefert zudem weitere 400-800 kW. Die gesamte Wärme für das Nahwärmenetz wird somit zu über 90% aus Holzhackschnitzeln bereitgestellt.

 

Netzpumpen

Die erzeugte Wärme wird über drei stufenlos geregelte Netzpumpen in das Nahwärmenetz gespeist. Die Regelung erfolgt nach dem erforderlichen Differenzdruck des Netzes. Zusätzlich erkennt das Fernwirksystem der Übergabestationen die jeweils herrschenden Netzbetriebsbedingungen und optimiert weiter stufenlos den Teillastbetrieb.

 

Übergabestation

Die Wärmeübergabe erfolgt jeweils über Wärmetauscher mittels modernster Übergabestationen mit Fernwirksystem. Hierbei erfolgt permanent ein Datenaustausch zwischen Übergabestationen und Heizwerk, wodurch neben automatischer Wärmeabrechnung auch Serviceleistungen für die Wärmekunden wie Urlaubsschaltung und Störungsaufschaltung übernommen werden können.

 

Die Verbrennungstechnik

Aus dem Bunker direkt neben der Lagerhalle gelangen die Hackschnitzel über eine Schubbodenaustragung und mittels einer hydraulischen Querförderung zur Feuerung. Zwei dichtschließende Schleusen und eine Sprinkleranlage sorgen dort für die Rückbrandsicherung. Ein Vorschubrost transportiert das Brenngut langsam vom Einschub bis zum Ascheabwurf. Dies ermöglicht eine besonders gute Verbrennung, da Brennstofftrocknung, Ausgasung und Nachverbrennung gestuft ablaufen und entsprechend gezielt geregelt werden können. Hierzu sind je Verbrennungsstufe mehrere, drehzahlgeregelte Gebläse installiert. Der optimale Ausbrand wird mittels Lambda- und Feuerraumtemperaturregelung erreicht. Zudem wird die Brennstoff-Füllhöhe auf dem Rost an mehreren Stellen mittels Glutbettsensoren überwacht.

Die Abgase werden anschließend in einem Multizyklon (Fliehkraftabscheider zur Rauchgasentstaubung) gereinigt, bevor sie in einer mehrstufigen Rauchgaskondensationsanlage nochmals gewaschen und weiter abgekühlt werden. Die hierbei freiwerdende Wärme wird auf drei Temperaturstufen zurückgewonnen. Mittels sonst nicht mehr nutzbarer Restwärme wird Außenluft vorgewärmt und den gereinigten, abgekühlten Rauchgasen beigemischt. Hierdurch erfolgt eine weitestgehende Entschwadung der Rauchgase, sodass am Kaminaustritt keine Dampfschwaden mehr sichtbar sind.

Die bei der Verbrennung anfallende Asche wird vollautomatisch und allseits staubdicht geschlossen in außenstehende Aschecontainer gefördert. Vorab werden die Aschen in drei Sorten fraktioniert, so dass jeweils die optimale Verwertungs- bzw. Entsorgungsart gewählt werden kann.

 

HIGHLIGHT

Ein technisches Highlight stellt in Verbindung mit dem Biomassekessel die optimierte Rauchgaskondensationsanlage dar. In dieser Kombination werden mehrere Ziele erreicht:

  • Bestmögliche Wärmerückgewinnung, u. a. durch automatische Umschaltung des Kondensators 1 auf Naß- bzw. Trockenbetrieb.
  • Nutzung von Niedrigsttemperaturwärme vor Kamineintritt im Kondensator 2 für Zuluftvorwärmung und Freiflächenheizung; hierdurch Stromeinsparung bei der Rauchgasentschwadung: durch die zusätzliche Kondensation der Rauchgase muß weniger Entschwadungsluft beigemischt werden. Die Freiflächenheizung ergibt als Zusatznutzen, daß die Umfahrung ohne Streusalz eis- und schneefrei gehalten werden kann. Damit werden Schneeräumkosten eingespart.
  • Vollständige Entschwadung der Rauchgase bis Außentemperaturen von bis zu minus 10°C. Feuchte- und Temperatursensoren ermöglichen eine punktgenaue und damit stromsparende Regelung.
  • Feinststaubabscheidung durch Rauchgaswäsche und -kondensation in Verbindung mit mehrstufiger Prozeßwasseraufbereitung.

© Text/Naturwärme Reit im Winkl, Bernhard Stangl, Energieberater

 

Wir freuen uns über Ihr Interesse